Der unsichtbare
Die Schicht gestern tat weh, anscheinend war Hohlbratzenabend. Der Idiotenanteil in der sonst verehrten Kundschaft war überdurchschnittlich hoch. Eine Mutter, die ihrem minderjährigen Sohn mit erkennbarem Stolz auf ihre antizyklische Erziehung, Weinbrand und Zigaretten kauft. Leute, die vier Flaschen Cola für eine Flasche Weinbrand kaufen und stolz auf diese Hammermischung sind (Gähn). Ich sollte so einen Abend mal Filmen, wäre ne schöne real-soap. Naja, was solls, Mitternacht habe ich mich wieder verkrochen. Solche Abende wecken in mir die Sehnsucht nach Triest, wecken Fernweh, den Wunsch einfach zu gehen. Morgen gehts wieder in den Laden, zum Glück bin ich emotional so weit weg, dass es mir kaum etwas ausmacht und irgendwann habe ich genügend Geld beisammen, um mich zu belohnen.
Es gibt zur Zeit keine besonderen Ablenkungen vom tristen grau. Kneipe kann mich gar nicht locken, auch sonst ist hier nicht viel geboten, was einen begeistern könnte. Ist aber auch nicht schlimm, es fällt mir schwer, es zu beschreiben. Es ist ein Gefühl, als wäre ich unsichtbar, ein Geist. Zugleich beobachte ich die Szenerie um mich herum und mich selber. Komisch aber ein eher positives Gefühl.
So, nun mache ich mir nen entspannten Sonntag.