Gestern kam ein Kumpel zu mir in die Tanke, Kumpel ist etwas zu viel gesagt. Der Sohn eines Bekannten. Klagte über Liebeskummer und wollte sich etwas von der Seele reden. Naja, im Zuge des Gesprächs merkte ich auch irgendwie, was ich schon seit langem vermisse. Manchmal wirkt Verdrängung echt so gut, dass man etwas völlig von sich wegschiebt. Er erzählte von seinem aktuellen Fall und ich musste mich stark zurückhalten, nicht die üblichen Sätze eines desillusionierten alten Mannes zu sagen. Er ist Mitte 20 und irgendwie hat er noch die Hoffnung, den Glauben an die romantische Liebe. Keine Ahnung, wie ich es nennen soll. Ich erzählte ihm dann meine Highlightstory über die Herzdame. Und er sagte, dass er mich nun in einem anderem Lichte sehe. Sein Alter und ich sind in dieser Thematik aufgrund verschiedener Erfahrungswerte etwas... sagen wir mal abgeklärter. Aber er ist noch zu jung für diese Bitterkeit, das kommt irgendwann von alleine.

Es war auch das erste mal seit längerer Zeit, dass ich selber nochmal die ganzen Stationen dieser Story durchdacht habe und ich fühlte irgendwas zwischen Trauer, Sehnsucht, Angst. Emotional etwas angeschlagen würd ich sagen. Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit habe ich danach aber nichts getrunken, werd halt alt.

Ich fahr jetzt die Neffen nach Bremen und hoffe, auf der Autobahn etwas Ruhe zu finden.