Unbetitelter Kotzanfall
Ich war nach der Schicht nicht mehr los, keine Lust. Nicht nur keine Lust sondern auch noch pissige Laune. Eigentlich beste Voraussetzung um sich zu betrinken aber was solls. Kommen auch wieder bessere Tage (wer's glaubt). Drüben werden grad die Brötchen angeliefert, die Bäckereifachverkäuferin ist schon seit ner halben Stunde im Laden. Ich ziehe etwas Musik in den Player und versuche mich hier abzulenken, Kopfhörer auf, volle Lautstärke, Gedanken übertönen, Gedanken sortieren. Im Thunderbird schlagen die Statusmeldungen ein: Keine Mail im Ordner 'Unbekannt', Keine Mail im Ordner 'Freunde und Bekannte', als ob ich das nicht längst wüsste. Welch Hohn. An allen Fronten Schweigen, wie friedlich. Werde nachher ein paar Bücher aus dem Regal ziehen und den Vorsatz fassen diese abwechselnd zu lesen, etwas Input für das unterforderte Hirn kann evtl nicht schaden.
Im Moment bin ich nicht in der Lage, meine Gedanken in sinnvolle Sätze zu fassen. Mir schwirren nur Teilsätze und Schlagworte durch den Kopf. Das ist ganz schön nervig, ich bin dann nicht in der Lage, mich auf etwas zu Konzentrieren geschweige denn zu schlafen. Denke, das wird das lesen erschweren aber ich werde mich dazu zwingen.
Ich spinne mir Ideen im Kopf zusammen, plane, träume. Dann verwerfe ich die Ideen wieder. Alles Unsinn und wozu soll es gut sein? Also lasse ich es, wie immer. Ich bin meine eigene Negation. Wenn ich das so aufschreibe, frage ich mich, ob ich nicht doch lieber hätte trinken sollen. Nicht um körperliches Verlangen zu stillen, eher um den Kopf zu betäuben.
Mir fehlen positive Ereignisse, etwas an dem ich mich hochziehen kann. Ich habe mal gesagt, ich bräuchte positive Menschen um mich herum. Grundsätzlich nicht falsch aber hey, seien wir mal ehrlich, ist das von Dauer? Ne! Ich müsste mir selber etwas positives schaffen aber das ist leichter gesagt als getan. Das ist jetzt keine depressive Phase oder bipolare Fuckstörung, kein Selbstmitleid oder sonst was. Ich bin ganz nüchtern, emotionslos. Ich bin sogar äußerst rational und kalt. (IDGAF) Vielleicht komme auch ich mal in der Realität an. Wie es das Schicksal so will, lerne ich dann grad immer Leute kennen, die, sagen wir mal speziell sind. Diesmal wiedermal einen Freizeitarzt, der irgendwie ne gute Quelle für Medis hat. Kann ja nicht schaden, solche Leute zu kennen.
Manchmal könnte ich alles verfluchen.
So, genug Müll geschrieben. Morgen, in ein paar Stunden, geht das Spiel in eine neue Runde.
Nimm.s mir nicht krumm, Mico. Bitte. Ich brüte schon länger dran... und schreib.s Dir, weil ich Dich mag. So und jetzt zieh ich den Kopf ein und erwarte die Kloppe (die ich allerdings gern in Kauf nehme..!)
Ich mache mir viele Gedanken um dieses Thema, bin aber dazu übergegangen mich nicht mehr dazu zu äußern. Für jedes Argument, das ich habe, gibt es ein Gegenargument. Für jede Frage, eine entrüstete Anwort. Am Ende kommt man sich vor, als würde man der völlig verständnislose Partner sein, der von nichts eine Ahnung hat, schon garnicht vom Alkohol und seinen Folgen. Und es gibt noch etwas Interessantes: je mehr man vom Alkohol spricht, umso mehr wird getrunken. Aus Trotz ? Ich weiß es nicht. Das Thema stimmt mich traurig. Ich sehe zu, ich fühle die Folgen, aber ich schweige...
freut mich, dass der Lesetipp Ihnen gefällt. Ich denke, es kann garnicht schaden ihn (auch ausgedruckt) zur Hand zu haben. Schon dem einen oder anderen ist dadurch ein Lichtlein aufgegangen, evtl. weil es von einem Betroffenen und ganz ohne moralsauren Zeigefinger geschrieben ist.
Anscheinend sind Sie unmittelbar betroffen. Vielleicht ein Freund,eine Freundin oder PartnerIn. Und da wird es schwieriger. Fakt indes ist: dass jeder Mensch gut ohne Alkohol leben lernen kann. Ersie muss es nur wollen. Und genau dieser Wille verschiebt Berge. Aus meiner beruflichen Erfahrung tröstet es Sie evtl zu erfahren, dass Alkoholiker selbst nach 20 Jahren noch den Absprung schaffen können. -
Schweigen ist als Mitbetroffene jedoch sicherlich nicht richtig, weil es ja beinhaltet, Bedürfnisse zurückzustellen, sich zurückzustellen, weil es dem Miteinander einen Teil des Selbst vorenthält. Das kann keine gute Basis für ein wie auch immer geartetes Miteinander sein. Die Argumente von Alkoholikern, die alle Nicht-Abhängigen wie moralisierende Vollhorste dastehen lassen, sind vielschichtig,mehr oder minder intelligent, mehr oder minder subtil und bauen auf dem Tatbestand auf, dass in unserer Gesellschaft Alkoholkonsum als durchaus gesellig gilt. Es spricht allerdings doch auch überhaupt nichts dagegen, wenn man eh nicht abhängig ist.... die Freundin, Bekannte, Mutter, wer auch immer aber große Schwierigkeiten mit dem Alkoholkonsum hat... ihn einfach einmal sein zu lassen. Und zwar nicht für einen, oder zwei Abende, sondern für dreißig, oder sechzig, oder ganz. Zur Beruhigung gibt es schließlich auch andere Möglichkeiten... Wie gesagt, ich weiß nicht, in welcher Form Sie mit-betroffen sind...?! Aber nähere Beziehungen zu Alkoholikern bedeuten für nahestehende Personen tiefreichende Verletzungen und Verluste. Da wäre es vielleicht angeraten, sich frühstmöglich an eine Beratungsstelle zu wenden?
Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass die Situation noch nicht zu fortgeschritten ist und wünsche Ihnen und Ihrem Miteinander von Herzen alles Gute. Passen Sie gut auf sich auf. Das kann ja nie schaden ;)
das thema ist ein ganz schwieriges. jede reaktion von mir kann natürlich als typische antwort abgehandelt werden. ich bin mir durchaus bewußt, welche risiken mein alkoholkonsum birgt. ich will (noch) nicht von abhängigkeiten sprechen. ich selber sehe mich als wirkungstrinker, ich nutze gerade die betäubende wirkung auf seele und geist. natürlich weiß ich, dass auch das nicht richtig ist.
ich kann deine sichtweise verstehen und deine punkte sind auf jeden fall richtig. mehr kann ich eigentlich gar nicht sagen, da sich alles wie ausrede oder rechtfertigung anhören würde.
auf jeden fall danke ich dir für diesen kommentar und verspreche, dass ich aufpasse(?). es gibt/gab auch immer wieder phasen mit wenig alkohol. ist grad nur eine sehr bescheidene zeit.
@lost
dir/euch wünsche ich aber, dass ihr einen weg der sachlichen auseinandersetzung findet. wäre schade.
es ist jetzt nicht so, dass ich permanent leide und ich will auch einen Menschen nicht derart verdrehen und ändern, dass er von heute auf morgen völlig trocken wäre. Ich trink ja selbst für mein Leben gern ein Bierchen. Oder zwei.
Es "völlig sein zu lassen" finde ich nicht den richtigen Weg. Ich würde mir bloß wünschen, dass Zeichen wahrgenommen würden und darauf reagiert würde. Klar. Wir müssen alle mal sterben. Wäre aber schön, wenns nicht allzu früh passieren würde. Wünsche ich mir jedenfalls.
Danke jedenfalls für Ihre guten Gedanken, ich wünsche ein angenehmes Wochenende !
vielleicht ist da der unterschied zwischen genußtrinker/en und wirkungstrinker/en. dir schmeckt das glas rotwein oder das gute bier.
bei mir und das sage ich nur für meine wenigkeit ist es nur mittel zum zweck. der weg ist das ziel. die verschiedenen stadien auf dem weg zum "betrunken sein", wie sich empfindungen verändern. daher sehe ich mich als "wirkungstrinker"
bitte seid mir nicht böse, es klingt manchmal, als würde ich mich lächerlich machen oder das thema nicht ernst nehmen, ich versichere es, ich nehme es ernst.
auch würde ich, in meinem fall nicht von einem MUSS sprechen, eher ein nice-to-have.
kannst ruhig "blöde" fragen stellen, vielleicht kann ich dir ja ein wenig helfen. aber vielleicht gibt es auch gar nicht so viel zu kapieren.
Man beginnt mit zwei Dosen Bier weniger,
dafür trinkt man gemeinsam ein gutes Glas Wein ?!
Und am Ende gibts gar kein Dosenbier mehr,
dafür schöne Abende zu zweit...
Mist, die Realität ist nicht so, stimmts ?
ihr habt den vorteil, dass ihr mindestens zu zweit seid, da kann man sich gegenseitig... wie soll ich das sagen? erziehen ist zu negativ, gegenseitig berücksichtigen? aufeinander aufpassen?
was mir auch noch einfällt zur trinkerei: der einstieg war ja die gefahr des alkohols bzw das suchtpotenzial. wichtig ist, glaube ich, zu reden. aufeinander aufpassen, was natürlich einiger offenheit beiderseits bedarf. (unausgereifter gedanke, den es noch zu formulieren gilt)
Aufpassen. Hmm. Weiß nicht. Das muss schon auch zugelassen werden, wenn jemand auf einen aufpassen soll.
Und reden ist wichtig, stimmt, geht aber in dem Fall auch nicht immer. Geht bald auf den Geist. Oder es führt in die ganz andere Richtung, als man eigentlich wollte...
Gedanklich möchte ich immer noch gerne bei der Milchmädchenrechnung bleiben.
Wunder geschehen, heißt es doch - nicht wahr ?
wunder gibt es immer wieder...
mir gefällt deine rechnung ja auch.
@ l.i.t.
Ich mache mir viele Gedanken um dieses Thema, bin aber dazu übergegangen mich nicht mehr dazu zu äußern. Für jedes Argument, das ich habe, gibt es ein Gegenargument. Für jede Frage, eine entrüstete Anwort. Am Ende kommt man sich vor, als würde man der völlig verständnislose Partner sein, der von nichts eine Ahnung hat, schon garnicht vom Alkohol und seinen Folgen. Und es gibt noch etwas Interessantes: je mehr man vom Alkohol spricht, umso mehr wird getrunken. Aus Trotz ? Ich weiß es nicht. Das Thema stimmt mich traurig. Ich sehe zu, ich fühle die Folgen, aber ich schweige...
Ich lasse alle Kirchen im Dorf. Sie klangen sehr verzweifelt und traurig. - Einen Alkoholiker auf "ein bißchen Alkohol" runterzufahren, um selber "mal einen trinken zu können" indes ist nicht nur schwer möglich, sondern stellt darüberhinaus für einen Abhängigen im Entzug (den der runtergefahrene Pegel birgt) eine unzumutbare Qual dar. Bißchen schwanger, bißchen Junkie, bißchen Alki, all das gibt es (leider) nicht. Das Aufsuchen einer Beratungsstelle - im wünschenswerten Falle von beiden Partnern - ist angeraten, wenn Ihnen am Miteinander gelegen ist und Sie dieses bewahren möchten. Schweigen Sie, hat der Alkohol bereits seinen ersten Triumph in der Tasche und den Grundstock des Zwischen-Sie-Stellens gelegt. Vielleicht für Sie interessant?
gute ereignisse ziehen nur diejenigen hoch, die oberflächlich am leben hängen - etwa wie ein furz an deinem hintern.
vom kopf her ist mir fast alles klar, nur die umsetzung bekomme ich einfach nicht hin, was es ist, kann ich nicht sagen.
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